Warenströme, Transportmittel und Innovationen

Die Logistikstandorte von Coop, die sind fix auf der Landkarte. Die Warenströme und Transporttechnologien hingegen sind im Wandel. Hier ein kurzer Überblick.
Die Logistikregionen – Coop gliedert sich in vier Logistikregionen mit verschieden grossen Einzugsgebieten: Suisse Romande, Bern, Nordwestschweiz-Zentralschweiz-Zürich (NWZZ) und Ostschweiz-Ticino.

Hochregale so weit das Auge reicht: in der regionalen Verteilzentrale von Coop im aargauischen Schafisheim. Bild: Coop



Die Verteilzentralen (VZ) – In die sechs regionalen Verteilzentralen kommen sogenannte Schnelldreher, Waren, die rasch in die Läden gelangen müssen: Produkte, die sich durch Frische/Ultrafrische auszeichnen (Gemüse, Frischfleisch, Milch, Sandwiches) oder absatzstarke Waren mit viel Volumen (Mineral, Bier). – Für die Zwischenlagerung von Langsamdrehern gibt es zwei grosse nationale Verteilzentralen in Wangen bei Olten und in Pratteln. Hier finden sich lang haltbare Produkte wie Beutelsuppen oder Gewürze und besonders auch Non-Food-Artikel, etwa Reinigungsmittel, Kosmetika, Schreibblöcke, Liegestühle. Vier kleinere national ausgerichtete VZ mit Spezialfunktionen ergänzen die Struktur. 

Hochautomatisierte Arbeitsvorgänge in der Verteilzentrale in Schafisheim: Roboter sortieren Gebinde in der Leergutzentrale. Bild: Coop



Unbegleiteter kombinierter Verkehr (UKV) – steht für eine Kombination von Strassen- und Schienengüterverkehr: Die Wechselbehälter mit dem Transportgut passen sowohl auf LKWs als auch auf eine Zugkomposition. Unkompliziert können so die Transporteinheiten zwischen Zügen der Coop-eigenen Railcare und den LKWs umgeladen werden. Es kommen keine Camions samt Fahrer auf die Züge. Deshalb: unbegleiteter Verkehr. Im Railcare-Streckennetz von Coop gibt es Ende 2021 elf Hubs respektive Umschlagpunkte für den UKV. 

Fliegender Wechsel von der Strasse auf die Schiene und umgekehrt: Die Wechselbehälter von Railcare passen genauso auf die Camions als auch auf die Zugkompositionen. Bild: Coop



Coop-Tochter Railcare – Coop verfolgt weit gesteckte Klimaziele, verlagert ihre Warentransporte auf Strecken über 90 km zunehmend auf die Schiene und spart so in beachtlichem Masse Strassenkilometer und CO2. Eine wichtige Rolle spielt dabei seit 2010 die eigene Güterbahn Railcare. Beispiel: Ein 300 Meter langer Railcare-Zug ersetzt auf seiner Reise vom aargauischen Schafisheim in die Romandie 28 Camion-Fahrten. Auf kürzeren Strecken, allem voran für die Feinverteilung zu den Verkaufsstellen, sind Camions im Einsatz. Mit maximal 120 km/h sind die Railcare-Züge im UKV relativ schnell unterwegs.

Gütertransporte über 90 km sollen bei Coop wo immer möglich auf die Schiene: Die eigene Railcare spielt eine zentrale Rolle dabei. Bild: Coop



Wasserstoff-Technologie – H2 lautet die Formel für Wasserstoff. Rund 50 H2-Lastwagen fahren Ende 2021 auf Schweizer Strassen herum, sieben davon gehören zur Flotte von Coop. Bald sollen 50 weitere H2-LKWs der zweiten Generation vom Hersteller Hyundai auf den Schweizer Markt kommen. Parallel dazu wird das H2-Tankstellen-Netz laufend ausgebaut.

Doch wie gewinnt man den Wasserstoff für die LKWs? Mittels Strom wird Wasser (H2O) in seine Elemente Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. H2 als unsichtbares, geruchloses Gas lässt sich gut speichern und zu den Tankstellen transportieren, wo die Wagentanks befüllt werden. Brennstoffzellen in den Fahrzeugen dienen als Energieumwandler, indem in den Zellen durch eine Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff Strom erzeugt wird. Den braucht es, denn H2-Lastwagen werden ebenfalls von einem Elektromotor angetrieben, dabei werden kein CO2 und auch keine anderen Luftschadstoffe freigesetzt. Wichtig ist natürlich, dass der Strom zur Wasserstoff-Gewinnung aus erneuerbaren Quellen wie Wasserkraft (möglichst aus Niedriglast- oder Überschuss-Zeiten) stammt.

Seit 2016 hält die Wasserstoff-Technologie bei Coop Einzug; ein H2-Lastwagen an einer Tankstelle. Bild: Coop



Cargo sous terrain (CST) – Die geplante unterirdische Güterbahn präsentiert sich als echte Innovation: als zukunftsweisende Transport-Infrastruktur für kleinteilige Güter, um Strassen und Schienen, Menschen und Umwelt wesentlich zu entlasten. Das privat finanzierte Projekt wurde 2016 von namhaften Schweizer Unternehmen lanciert (darunter Coop). Zu den mehr als 80 Aktionären gehören Unternehmen aus Transport, Logistik, Detailhandel, Finanzen, Versicherungen, Bau, Industrie, IT und Energie.

Das automatisierte Gesamtlogistiksystem CST in 20 bis 50 Meter Tiefe soll in Etappen gebaut werden: Das erste Teilstück umfasst einen 70 km langen Tunnel von Härkingen-Niederbipp SO/BE nach Zürich. Läuft alles nach Plan, erfolgt dessen Inbetriebnahme 2031. Das dafür nötige Bundesgesetz über den unterirdischen Güterverkehr jedenfalls steht seit Dezember 2021. Das Rückgrad von CST bildet im Endausbau ab 2045 ein rund 500 km langer Tunnel von Genf bis St. Gallen, mit Ästen nach Basel, Luzern und Thun. Veranschlagt sind Gesamtkosten von rund 30 bis 35 Milliarden Franken.

An Übergabestationen, Hubs, werden die selbstfahrenden CST-Transportfahrzeuge beladen und entladen. Lifte bringen sie in den Tunnel, wo sie mit rund 30 km/h rund um die Uhr verkehren. Teil des CST-Systems ist die Anbindung und Entwicklung der Citylogistik, um in den Städten einem stetig wachsenden Lieferverkehr mit neuen Kooperationen und Lösungen entgegenzutreten.

So sehen die Transportfahrzeuge von Cargo sous terrain also aus. Im Tunnel mit sechs Meter Durchmesser verkehren hängend zusätzlich kleinere Transportbehälter. Visualisierung: ZVG

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