Marktinfos und Weizenqualität

Marktentwicklung September 2022

Inland
Erste Bilanzen der abgeschlossenen Schweizer Getreideernte können gezogen werden:
  • Qualitativ lässt sich diese Ernte mit derjenigen von 2020 vergleichen und weist somit gute Protein- und Feuchtklebermengen sowie eine gute Kornausbildung aus. Auch die Fallzahlen und damit die Viskositäten sind hoch, womit sich diese Herausforderung aus der letztjährigen Ernte wieder normalisieren sollte. Die detaillierte Auswertung wird zeitnah von unserem Laborteam aufbereitet.
  • Bezüglich der geernteten Mengen geht die swiss granum am 25. August - aufgrund einer provisorischen Einschätzung – von einer unterdurchschnittlichen Ernte aus. Die Versorgung dürfte jedoch gesichert sein.

Mitte September wird in der swiss granum nochmals eine Richtpreis-Runde stattfinden. Das herausfordernde Marktumfeld für alle in der Wertschöpfungskette hat dazu geführt, dass entgegen der üblichen Praxis eine nochmalige Richtpreis-Runde angesetzt wurde.
Im langjährigen Vergleich hat MeteoSchweiz festgestellt, dass dies der zweitwärmste Sommer seit Messbeginn 1864 war, welcher zugleich ein massives Niederschlagsdefizit zur Folge hatte. Gute Niederschläge sind dringend notwendig, um die ausgetrockneten Böden wieder zu füllen und so gute Voraussetzungen für die Aussaat der kommenden Ernte zu schaffen. 

EU/Weltweit
Auch die umliegenden Länder kämpfen weitgehend mit analogen Wetterbedingungen wie in der Schweiz. Damit konnte das Brotgetreide gut eingebracht werden. Frankreich oder Deutschland verzeichnen auch unterdurchschnittliche Erntemengen. So wurde gemäss Schätzungen des Deutschen Bauernverbands (DBV) etwas mehr Winterweizen gegenüber dem Vorjahr (21.8 Mio. t ggü 21 Mio. t geerntet, aber knapp 10% unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Im Grossen und Ganzen ist das Brotgetreide noch einigermassen glimpflich davongekommen.
Hingegen erwartet die Branche weitaus grössere Auswirkungen bei den Herbstkulturen wie beim Mais, wo Ertragseinbussen bis 50% nicht mehr ausgeschlossen werden. So erwartet z.B. die französische Agritel die tiefste Maisernte seit über 20 Jahren und bezeichnet diese als "katastrophal".
Auch in den USA ist der Maisanbau von verschiedenen Wettereinflüssen beeinträchtigt. Ende August hat eine Begutachtung der Maisflächen in verschiedenen wichtigen Anbaustaaten der USA die involvierten Scouts verschiedentlich an das Dürrejahr 2012 erinnert.
Die langanhaltende Trockenheit in Europa hat auch im August die Schifffahrt massiv eingeschränkt; die Pegelstände haben sich teilweise den Tiefstständen vom 2018 angenähert. U.a. hat sich die Transportsituation zusätzlich verschärft, weil stillgelegte Kohlekraftwerke in Deutschland aufgrund der energetischen Loslösung von Russland reaktiviert wurden. Diese benötigen viel Frachtraum, um die Kohle von den Seehäfen zu den Werken zu transportieren.
Eine weitere unerfreuliche Nachricht macht derzeit die Runde: verschiedene Düngerwerke sollen aufgrund der hohen Energiekosten ihre Produktion einschränken oder sogar Werke schliessen. 

Bio
Die Ernte beim Brotgetreide im In- und Ausland ist eingefahren und ist qualitativ insbesondere in der Schweiz ein erfreulicher Jahrgang. Mengenmässig hat die Hitze auch im Inland das Ertragspotenzial geschmälert und somit kein überdurchschnittlich gutes Erntejahr beschert, aber natürlich deutlich über der schwierigen Ernte 2021. Zum Sorgenkind mutiert der Bio-Roggen, welcher auch diese Ernte unter den Erwartungen bleiben dürfte.
Im Zusammenhang mit der Beruhigung am konventionellen Markt haben sich in Europa auch die Verwerfungen am Bio-Markt etwas abgekühlt. Dies, weil der Preisunterschied zwischen Bio und konventionell wieder spürbar grösser geworden ist und Abflüsse von Bio-Mengen in den konventionellen Kanal verebbt sind.
Jedoch ist beim Mais - Bio aber auch konventionell - in den nächsten Wochen und Monaten wegen den zum Teil massiven hitzebedingten Ertragsausfällen von grösseren Turbulenzen auszugehen. 

Hartweizen
In Kanada hat die Ernte begonnen. Die Schätzungen von StatsCan gehen von einer Ernte analog 2020 aus. Die dürrebedingten Erträge des Vorjahres werden damit gesamthaft um über 50% gesteigert. Beim Durum wird sogar eine Verdoppelung erwartet. Die offizielle Schätzung erwartet eine Ernte von deutlich über 6 Mio. t; diese basiert jedoch auf Erhebungen von Ende Juli und berücksichtigen nicht, dass der August trocken war. Deshalb setzen die Händler ihre Prognosen eher unter 6 Mio. t.

Swissmill_Marktbericht_2022_09-d.pdf

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Marktinformationen und jährliche Qualitätsanalysen der letzten Jahre

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