Marktinfos und Weizenqualität

Marktentwicklung September 2021

Inland
Die Brot-Getreideernte verlief grösstenteils in 2 Phasen ab. Ungefähr 1/3 konnte Mitte Juli eingebracht werden, danach erfolgte ein regenbedingter Unterbruch, welcher der schon schwachen Qualität leider noch weiter zusetzte. Aufgrund der extremen Wetterbedingungen im Verlaufe der ganzen Anbausaison hat es regional sehr unterschiedliche Qualitäten gegeben. Viele Involvierte haben von der schwierigsten Ernte gesprochen; dies ist nicht weiter verwunderlich wurde doch von Meteo-Schweiz festgestellt, dass gebietsweise der nasseste Juni und Juli seit Messbeginn stattgefunden hat. Dementsprechend fällt das vorläufige Fazit äusserst ernüchternd aus:

  • Die Erträge waren grundsätzlich zwischen 10-15% tiefer gegenüber den Vorjahren.
  • Hinzu haben ca. 30-40% der Brotweizen-Einlieferungen der Landwirte bei den Getreidesammelstellen die Mindestanforderungen nicht erfüllt und können nur noch als Futterweizen verwendet werden.
  • Die Qualität ist in mehrfacher Hinsicht deutlich schwächer gegenüber den Vorjahren und dürfte zu einer grossen Herausforderung sowohl auf Stufe Mühle wie auch in der anschliessenden Weiterverarbeitung werden: Die Kornausbildung (Hektolitergewicht) ist deutlich tiefer - zum Teil am unteren Limit – und wird die Ausbeuten bei der Vermahlung markant herabsetzen. Die Proteingehalte sind wiederum tiefer und damit sind diese seit 2016 rückläufig. Die Fallzahlen haben aufgrund der langen Regenperiode stark gelitten und werden deshalb die Viskositäten bei den Mehlen deutlich reduzieren und könnten je nach Qualität und Label sogar backtechnisch punktuell zur Herausforderung werden.
Unser Labor ist daran alle eingegangenen Erntemuster noch fertig zu analysieren, um anschliessend in den nächsten Tagen einen genaueren Überblick zur Erntequalität geben zu können. Wir werden Sie zeitnah entsprechend informieren. Neben den qualitativen Herausforderungen sind die verfügbaren Mengen deutlich kleiner:
  • Beim Weizen besteht eine grosse Versorgungslücke, welche zum Teil mit Lagerbeständen aus den Vorernten kompensiert werden kann. Es wird jedoch trotzdem wesentlich höhere Importe benötigen, um die Versorgung sicherstellen zu können. Eine Zollkontingents-Erhöhung wird vermutlich notwendig sein.
  • Roggen hat massiv gelitten, so dass praktisch ein Totalausfall registriert werden muss. Hier werden Lagerbestände aus den Vorernten die Versorgung sicherstellen können.
  • Auch beim Dinkel gibt es eine grössere Versorgungslücke, welche mit Importen gedeckt werden muss.

 

EU/Weltweit
Frankreich und auch der Süden Deutschlands hatten ähnliche Wetterbedingungen wie in der Schweiz und kämpfen deshalb auch mit den gleichen Problemen. So wird erwartet, dass Frankreich deutlich mehr Futterweizen haben wird und diesen sogar ausserhalb Europas über neue Exportmärkte wird absetzen müssen.
In der Augustprognose des US-Agrarministeriums sind die verschiedenen extremen Wetterbedingungen abgebildet worden. Die russische Weizenproduktion wurde innerhalb eines Monats um satte 15% reduziert. Noch deutlicher wurde die kanadische Weizenernte herabgestuft: - 24%! Bis vor einem Monat wurde noch mit einem ausgeglichenen Markt gerechnet; innerhalb eines Monats zeichnet sich nun ein deutliches Angebotsdefizit ab. Dabei ist noch zu beachten, dass vor allem auch das Angebot von Qualitäts-Weizen deutlich eingeschränkter sein dürfte.
Aufgrund dieser sich verschlechternder Angebotssituation waren an den Börsen sehr volatile Bewegungen festzustellen. An der Euronext haben die Notierungen für den Weizen im letzten Monat um satte 13% zugelegt.

Bio
Die äusserst schwierigen Wetterbedingungen dieses Sommers haben der Qualität sowie der Quantität des einheimischen Bio-Brotgetreide ebenfalls spürbar zugesetzt. Die geerntete Qualität wird für die Bäcker eine Herausforderung und der Mengenrückgang dürfte - nach ersten Schätzungen - bei rund einem Drittel (Weizen) bis gegen 80% (Roggen) sein. Die hohe Nachfrage nach Schweizer Produkten wird damit nur in limitiertem Umfang möglich sein.
Dank unserer langjährigen Zusammenarbeit mit primär österreichischen Partnern ist jedoch die Versorgung von Bio-Getreide für diese Ernte auch bei steigender Nachfrage gesichert. 

Hartweizen
Bei den wichtigen weltweiten Hartweizen-Anbauregionen hat sich im August die Situation noch weiter verschärft, so dass sich die Preise im Wochentakt deutlich verteuert haben.

  • In Kanada ist es bis zur beginnenden Ernte in der 2. Augusthälfte trocken und heiss geblieben und dann hat es einen Wetterwechsel gegeben mit zum Teil ausgiebigen Niederschlägen, welche der Qualität zusetzen dürften. Die Angebotspreise von den Lagerstellen für die Farmer sind im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt! Sowohl in Kanada wie auch in den USA dürfte die Ernte über 40% tiefer sein gegenüber dem Vorjahr.
  • Der grösste Teil der französischen Ernte ist aufgrund der vielen Niederschläge qualitativ sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass die Anbieter die bereits vereinbarten Kontrakte nicht einhalten können und deshalb von diesen zurücktreten mussten.

Gemäss der letzten Schätzung des internationalen Getreiderat (IGC) war das globale Angebot seit 20 Jahren nie mehr so tief.

Swissmill_Marktbericht_09_2021.pdf

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Marktinformationen und jährliche Qualitätsanalysen der letzten Jahre

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